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BeitragThema: Gnostik   Gnostik Icon_minitimeSa Sep 01, 2007 10:56 am

Der Gnostizismus (latinisierte Form des griechischen γνωστικισμός, gnostikismós, von altgriechisch γνῶσις, gnósis, „die [Er-]Kenntnis“; vergleiche Agnostizismus) bezeichnet eine religiöse Lehre des 2. und 3. Jahrhunderts. Der Begriff wird auch für moderne esoterische Bewegungen in der Tradition des Gnostizismus verwendet.


Sprachgebrauch
Die Begriffe "Gnosis", "Gnostik" und "Gnostizismus" werden oft unterschiedslos verwendet. Üblicherweise bezeichnet Gnosis ein religiöses Geheimwissen, das die Gnostiker nach eigenem Verständnis von der übrigen Menschheit abhebt.

In der spätantiken Literatur des zweiten und dritten Jahrhunderts war „Gnostiker“ eine gängige Bezeichnung für (christliche, jüdische wie pagane) Intellektuelle; Gnosis bedeutete Erkenntnis im allgemeinen Sinn. Die Selbstbezeichnung als „Gnostiker“ ist oft unspezifisch. Gnostische Bewegungen im spezifischen Sinn wurden nach ihren Führern oder Gründern als Valentinianer, Simonianer oder Basilidianer bezeichnet, was aber vermutlich bereits Fremdbezeichnung von Kritikern ist, während diese Gruppen sich selbst vermutlich schlicht „Christen“ nannten (so jedenfalls Justin).

Die unspezifische Selbstbezeichnung als Wissende oder Erkennende wurde im Gefolge antignostischer Polemik christlicher Theologen (insbesondere Irenäus von Lyon) ausgedehnt auf jene geistig nahestehende Gruppierungen und Lehren, welche Glaubensinhalte mit spekulativ-philosophischen Elementen versahen und unter verschiedenen Hinsichten in Abhängigkeits- oder Ähnlichkeitsbeziehungen zu stehen scheinen.

Die spätere Literatur setzte oft fraglos eine einheitliche Bewegung namens Gnosis voraus. Der Begriff Gnostizismus entstammt der Neuzeit. Der englische Philosoph und Theologe Henry More prägte ihn im 17. Jahrhundert zur Zusammenfassung sämtlicher christlicher Häresien. Seit dem 18. Jahrhundert dient Gnosis oder Gnostizismus auch als Interpretationskategorie für zeitgenössische religiöse oder philosophische Strömungen (etwa bei Ferdinand Christian Baur, Johann Gottlieb Fichte oder Rudolf Steiner). Damit gerät freilich das religionsgeschichtliche Phänomen, welches in der Antike als Gnosis bezeichnet wird, aus dem Blick. Auf dem Gnosis-Kongress von Messina wurde daher 1966 eine präzisere Sprachregelung vorgeschlagen. Danach bezeichne Gnosis ein „Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist“, Gnostizismus hingegen „eine bestimmte Gruppe von Systemen des 2. Jahrhunderts nach Christus“, welche durch historische und typologische Merkmale umgrenzt wird. Dieser Vorschlag steht nicht nur in Konflikt mit der Begriffsgeschichte (etwa insofern er das religionsgeschichtliche Phänomen von einem für Historiker unbrauchbaren Gnosis-Begriff abtrennt), sondern ist auch unterbestimmt.

In der jüngeren Diskussion ist – abhängig von der historischen Einschätzung – umstritten, ob Gnosis als Bewegung innerhalb der christlichen Religion (mit möglicherweise vorchristlichen Vorstufen) zu fassen ist (so etwa Adolf von Harnack) oder als Weltanschauung oder Religion, die sich verschiedenen Religionen anpassen kann (so etwa Quispel und zeitweise Hans Jonas). Hierbei wird unterschiedlich beurteilt, ob Gnosis eine ursprünglich eigenständige Religion oder einen Versuch darstellt, die jüdisch-christliche Religion philosophisch zu untermauern, was dann in der manichäischen Religion endet. Insbesondere jüngere Textfunde haben die Einsicht geschärft, dass es ein einheitliches Phänomen Gnosis nur im Rahmen typologischer Konstruktionen gibt (so etwa Markschies). Teilweise behalten Religionswissenschaftler den Terminus Gnostizismus auch den ausgearbeiteteren System des späten 2. und 3. Jahrhunderts vor. Im angelsächsischen Sprachgebrauch hat sich der Terminus gnosticism weitgehend zur religionswissenschaftlichen Eingrenzung auf spezifische mythische Erscheinungsformen durchgesetzt.


Hauptmerkmale des Gnostizismus
Typischerweise wird die materielle Welt als böse Schöpfung eines eigenen Schöpfergottes oder Assistenten, mithin auch der Körper negativ beurteilt.
Von diesem Demiurgen unterschieden wird ein vollkommen jenseitiger, oberster Gott. Manche Gnostiker gehen davon aus, dass Jesus nicht der Sohn des Gottes der Juden ist. Dabei wird teilweise abgelehnt, dass Jesus der Messias sei, zum größeren Teil wird daraus aber der Gott der Juden negativ (als Demiurg) dargestellt.
Von diesem obersten Gott stammt ein göttliches Element, welches – wie in einem mythologischen Drama erklärt wird – als göttlicher Funke im Menschen schlummert und in der materiellen Welt "fremd" ist.
Dieser verborgene Funken muss vom Menschen erkannt werden, um nicht der materiellen Welt verhaftet zu bleiben.
Gnostische Lehrer beanspruchen oft Privatoffenbarungen und verbreiten meist (wie viele antike Lehrer) nicht alle ihre Lehren öffentlich ("Esoterik").

Antiker Gnostizismus
Ähnlichkeiten zum und Einflüsse auf den christlichen Gnostizismus diskutiert man für religiöse Bewegungen im syrischen, persischen und hellenistisch-jüdischen Umfeld. Die exakten Abhängigkeiten und Einflüsse dieser Bewegungen untereinander sind schwierig feststellbar und umstritten; inwieweit man sie bereits gnostisch nennen kann, hängt stark davon ab, wie man diesen Begriff versteht. Die Annahme einer „jüdischen Gnosis“ etwa ist im Gegensatz zur Rede von „jüdischen Wurzeln der Gnosis“ umstritten, weil viele Charakteristika und ein Interesse an alttestamentlichen biblischen Texten fehlen.

Aufschluss hat man vor allem vom Gnostizismus im frühen Christentum, wobei Elemente der antiken griechischen Philosophie und Religiosität (insbesondere Mittelplatonismus und Neupythagoräer, Seelenwanderungslehre), persischer (insbesondere Zoroastrismus), babylonischer und ägyptischer Religionen auszumachen sind. Auch Zusammenhänge mit dem etwa gleichzeitig in Nordindien entstandenen Mahayana-Buddhismus werden erwogen.


Quellen
Bis ins 20. Jahrhundert waren Historiker und Religionswissenschaftler weitgehend angewiesen auf Textüberlieferungen bei frühchristlichen Theologen wie Irenäus von Lyon, Clemens von Alexandrien, Hippolyt von Rom, Origenes oder Epiphanius von Salamis oder Darstellungen in freilich oft polemischer Verzeichnung etwa bei Justin oder Tertullian. An Originaltexten vor allem in koptischer Sprache sind zu nennen die Codices Askewianus (meist als Pistis Sophia bezeichnet) und Brucianus (meist Bücher des Jeû genannt), der als Papyrus Berolinensis 8502 inventarisierte Kodex Berolinensis (mit dem Evangelium der Maria, dem Apokryphon des Johannes und der Sophia Jesu Christi).

Eine wesentlich breitere Textgrundlage kommt in den Blick, seit 1945/1946 bei Nag Hammadi in Ägypten eine ganze Bibliothek auch gnostischer Schriften gefunden wurde, darunter Parallelen zu den neutestamentlichen Gattungen wie das Thomasevangelium, eine Apokalypse des Paulus und eine des Petrus (sämtlich freilich pseudoepigraphisch), die Paraphrase des Seem.

Des Weiteren sind manichäische Texte zu nennen: die Funde aus Turfan und aus der Oase Dakhleh, die Bibliothek von Medinet Madi, der Kölner Mani-Kodex.

Das Corpus Hermeticum sowie die Hekhalot-Literatur sind, was ihren gnostischen Charakter betrifft, zumindest umstritten (es fehlen im ersteren Falle widergöttliche Kräfte und ein sie bezwingender Erlöser, im zweiten Falle fehlt ein mythologisches Drama um den göttlichen Funken, hier ist eher an Einflüsse der Kabbala zu denken).

Und auch ein Teil der Funde aus Qumran müssen heute in einem gnostischen Blickwinkel besehen und analysiert werden, da sie möglicherweise Vorstufen antiken gnostischen Denkens darstellen.


Nichtchristlicher Gnostizismus
Ursprünge (bzw. Einflüsse auf den christlichen Gnostizismus) findet man im Zoroastrismus, der bereits 600 v. Chr. den Unterschied zwischen dem bösen Demiurgen Ahriman und dem guten Gott Ahura Mazda postulierte.

Die Mandäer sind eine bis heute in verschwindenden Minderheiten im Irak und Iran existierende gnostische Religion.

Der Manichäismus war eine gnostisch geprägte antike Religion, in welche viele christliche gnostische Gemeinden aufgingen und die später u. a. vom Islam überlagert und vom großkirchlich konstituierten Christentum bekämpft wurde.

Im Islam werden einige Gruppierungen der extremen Schia (Ismailiten, Aleviten, Nusairier und Drusen), sowie die aus der extremen Schia hervorgegangenen synkretistischen Religionen, z.B. die Jesiden, zum Gnostizismus gerechnet. Manchmal werden auch die Sufis (Anhänger der islamischen Mystik) zu den Gnostikern gerechnet.


Christlicher Gnostizismus
Dem frühen im Entstehen begriffenen großkirchlichen Christentum bedeutete der Gnostizismus die Gefahr einer Abkehr von den jüdischen und neutestamentlichen Wurzeln mit ihrem Monotheismus, ihrer grundsätzlich positiven Sicht der Materie und des Leibes (eine Inkarnation wäre für einen Gnostiker undenkbar) hin zu einer esoterischen und elitären Innerlichkeit, einer unkontrollierten Fortschreibung der Offenbarung und einer spekulativen Verfremdung.

Reflexe des christlichen Interesses für die Gnosis diskutiert man etwa für den Epheserbrief oder den Kolosser-Brief, wo Paulus vor „Philosophie und leerem Betrug“ (2, warnt. Für das Johannesevangelium nahm etwa Bultmann Elemente einer gnostischen Erlösungslehre an, dem widersprechen aber entscheidende Merkmale (kein Mythos einer Weltschöpfung durch einen bösen Demiurgen, Inkarnation und Leiden am Kreuz statt Doketismus), wenngleich sich gnostische Theologen gerne auf das Johannesevangelium beziehen, etwa wegen des Beginns mit der Erschaffung der Welt und einer schroffen, nur durch Christus durchbrochenen Trennung zwischen Licht und Finsternis, oben und unten.

Frühe Vertreter der Gnosis sind Simon Magus, Menander, Saturninus, Basilides.

Große Systementwürfe und gnostische Schulen entstehen im 2. und 3. Jh., vor allem die Valentinianer und die sogenannten Barbelo-Gnostiker, auch die Ophiten. Für die sogenannte sethianische Gnosis wird eine Gruppenidentität oft (etwa von B. Layton) bezweifelt, zumal die entsprechenden Texte stark differierende Systeme erkennen lassen. Marcion unterscheidet sich trotz vieler Gemeinsamkeiten in entscheidenden Punkten von ihnen, weshalb sein Status als „Gnostiker“ umstritten ist. Gemeinsam ist diesen Entwürfen der Versuch, eine Synthese jüdisch-christlicher Theologie und vulgärplatonistischer Spekulation in mythologischem Gerüst auszudrücken, wobei göttliche Eigenschaften personifiziert und irdische heilsgeschichtliche und himmlischen Geschehnissen vorgebildet werden.

Die sogenannte "Valentinianische Abhandlung", das einzige originale Dokument der Valentinianer, das auch Irenäus paraphrasiert, gibt in erzählendem Duktus eine platonisierende Lehre von drei Seelenteilen, denen eine dreiteilige anthropologische Klassifizierung entspricht.

1.pneumatikoi (πνευματικοί, griech. für Geist-artige)
2.psychikoi (ψυχικοί, griech. für Seelen-artige)
3.hylikoi (ὑλικοί, griech. für Stoff-artige)
Die Sophia Achamoth gibt, nach der dort gegebenen Erzählung (hier nach W. A. Löhr paraphrasiert), den Pneumatikern die pneumatischen Samen, um mit dem psychischen Seelenteil geformt zu werden. Der psychische Seelenteil muss moralisch erzogen werden, durch die Welt und den Erlöser. Der Erlöser ist pneumatischer und psychischer Natur. Da er keine hylische Natur angenommen hat, kann diese nicht gerettet werden. Die Heilsgeschichte hat ihr Ziel in der Rückkehr der pneumatischen Elemente zum Pleroma. Befreit von ihrer psychischen Hülle, verbinden sich die pneumatischen Seelenteile mit den Engeln, die den Erlöser umgeben. Die psychischen Seelenteile, welche sich durch Glaube und gute Werke bewährt haben, steigen in die erste Achtheit des Pleromas auf.

Gnostische Auffassungen enthielten oft Gedanken der Emanation und einen ausgeprägten Erlösungsglauben.

Die sich herausbildende Kirche schloß Lehrer wie Marcion als Häretiker aus. Obwohl vor allem durch die vorgenannten christlichen Theologen geächtet, gibt es bis heute noch christliche Gnostiker, vor allem aber eine breite Wirkungsgeschichte bis in die Moderne und Gegenwart.


Moderner Gnostizismus
Gnostische Elemente wurden im Mittelalter von der Alchemie, den Bogomilen und den Katharern übernommen, im islamischen Bereich u. a. von Drusen und Jesiden.

Im 19. Jahrhundert übernahmen der Mormonismus und später die Theosophie verschiedene Wesenszüge des Gnostizismus; von letzterer spaltete sich um die Jahrhundertwende die Anthroposophie ab. Für das 20. Jahrhundert werden teils Einflüsse auf die Rosenkreuzer, die Gralsbewegung, den Nationalsozialismus und die Psychologie von Carl Gustav Jung diskutiert. Ein Kurs in Wundern, ein 1976 publizierter spiritueller Selbststudienkurs, knüpft teilweise an gnostischen Gedanken an. Der sehr populäre Film Matrix greift ebenfalls gnostisches Gedankengut auf.


siehe auch Spiritualismus (theologisch)


Vertreter
Man unterscheidet u.a.

persische Gnostiker
Mandäer bis heute existierend.
Manichäer ehemalige Religion.
Syrisch-ägyptische Gnostiker
Kerinth
Simon Magus und Marcion von Sinope zur Gnosis tendierende Philosophen, ohne vollständig Gnostiker zu sein. Mit großer Wirkung. Vermutlich auch der Jünger des Simon Magus Menander.
Die Valentinianer unter Valentinus entwickelten eine hochkomplexe gnostische Kosmologie.
Die Basilidianer
Für die sogenannten Sethianer zieht die jüngere Forschung eine historische Gruppenidentität in Zweifel. Von der mutmaßlichen antiken Gruppierung ist "Sethianer" als moderne Kategorie zu unterscheiden.
Die Ophiten
Die Kainiten (verehrten Kain, Esau, Korach, und die Sodomiter, glaubten, das Übermaß der Sünde sei der Schlüssel der Erlösung, wenn der Leib böse sei, müsse er geschändet werden.)
Die Karpokratianer
Die Borboriten
Die Bogomilen

Liste von Gnostikern
Simon Magus, auch Erzgnostiker genannt
"Leucius Charinus" legendärer Autor eines späten Zyklus von "Apostelakten“
Menander
Saturninus
Monoimus
Karpokrates, seine Frau Alexandra sein Sohn Epiphanes
Bardesanes von Edessa
Ptolemäus (Gnostiker) sowie Colorbasus
Valentinus
Basilides von Alexandria
Marcion von Sinope, mit gnostischen Tendenzen
Angeblich gnostisch beeinflusst:

Jacob Taubes, Philosoph und Religionswissenschaftler
Carl Schmitt, Staatsrechtler und Philosoph
Samael Aun Weor
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